Bandscheibenvorfälle beim Hund

 

Was ist ein Bandscheibenvorfall?

Die Bandscheibe ist eine knorpelige Verbindung zwischen zwei Wirbeln und dient als „Stoßdämpfer“. Sie befindet sich unterhalb des Rückenmarkes und besteht aus einem äußeren Knorpelring und einem innerem Gallertkern. Unter einem Bandscheibenvorfall versteht man eine Erkrankung der Bandscheibe, bei welcher aufgrund eines Risses im äußeren Knorpelring Anteile der Bandscheibe in den Wirbelkanal hervortreten, wodurch das Rückenmark im Wirbelkanal gequetscht wird (Rückenmarkskompression). Ein Bandscheibenvorfall (Discusprolaps) kann von einer Bandscheibenvorwölbung (Discusprotrusion) unterschieden werden.




Abbildung 1: gesunde Bandscheibe


 




Abbildung 2: Bandscheibenvorfall

 

Welche Hunde bekommen einen Bandscheibenvorfall?

Bandscheibenvorfälle entstehen häufig infolge degenerativer Vorschädigungen der Bandscheiben oder durch Überlastung. Sie können ohne äußere Ursache auftreten. Begünstigende Faktoren sind vor allem Übergewicht und Rasseveranlagungen. Bei kleinen Hunden mit langem Rücken (chondrodystrophe Rassen)wie beispielsweise Dackel oder Pekinese treten Bandscheibenerkrankungen häufig im Bereich der Brust- und Lendenwirbelsäule auf. Deshalb wird die Erkrankung auch „Dackellähme“ genannt. Doggen und Dobermann-Hunde haben im Gegensatz dazu häufig Probleme im Halswirbelsäulenbereich. Bei Deutschen Schäferhunden ist oft die Bandscheibe am Übergang der Lendenwirbelsäule zum Kreuzbein betroffen. Katzen haben nur sehr selten Bandscheibenvorfälle. Abbildung 3: Dackel haben häufig Bandscheibenprobleme im Bereich der Brust- und Lendenwirbelsäule, daher der Begriff „Dackellähme“




Abbildung 3: Dackel haben häufig Bandscheibenprobleme im Bereich der Brust- und Lendenwirbelsäule, daher der Begriff „Dackellähme“

 

Woran kann ich erkennen, ob mein Hund einen Bandscheibenvorfall hat?

Eine eindeutige Diagnose kann vom Tierbesitzer selbst nicht gestellt werden. Bei Schmerzen im Wirbelsäulenbereich, Lähmungserscheinungen der Gliedmaßen oder bei Harnabsatzstörungen sollte an einen Bandscheibenvorfall gedacht und ein Tierarzt konsultiert werden.

 

Wie kann ein Tierarzt einen Bandscheibenvorfall diagnostizieren?

Durch eine klinisch-neurologische Untersuchung kann der Tierarzt den Verdacht auf eine Bandscheibenerkrankung erhärten oder verwerfen. Im Verdachtsfall sind zur weiteren Abklärung Spezialuntersuchungen in Narkose erforderlich. Anhand von Röntgenaufnahmen kann die knöcherne Struktur der Wirbelkörper beurteilt werden, ein Bandscheibenvorfall stellt sich röntgenologisch jedoch nicht dar. Röntgenkontrast- und Schichtuntersuchungen (Myelographie, Computertomographie) werden häufig in der Diagnostik von Bandscheibenerkrankungen eingesetzt. Durch eine MRT-Untersuchung(Magnetresonanztomographie, Kernspintomographie) sind das Rückenmark, die Bandscheiben und die Wirbelkörper jedoch am besten zu beurteilen. Daher wird in modernen Kleintierkliniken zur Diagnostik von Bandscheibenerkrankungen zunehmend die MRT-Untersuchung durchgeführt.




Abbildung 4: MRT-Untersuchung bei einem Schäferhund mit Verdacht auf einen Bandscheibenvorfall




Abbildung 5: MRT-Bild eines Bandscheibenvorfalls bei einem Dackel

 

Wie kann man helfen?

Die Therapie eines Bandscheibenvorfalls richtet sich nach der Schwere der klinischen Probleme und der Befunde der tierärztlichen Untersuchungen. In der Regel bespricht und entscheidet der Tierarzt zusammen mit dem Tierbesitzer das weitere Vorgehen. Therapeutisch kommen sowohl nicht-operative Behandlungsformen (konservative Therapie) als auch operative Eingriffe an der Wirbelsäule zum Einsatz. Bei leichten Schmerzen ohne Nervenfunktionsstörungen kann häufig mit Bewegungseinschränkung und Medikamenten behandelt werden. Treten Lähmungserscheinungen auf, so muss in aller Regel operiert werden. Patienten mit Lähmungserscheinungen bei erhaltener Schmerzempfindung haben hierbei oft eine bessere Prognose als Patienten mit Lähmungserscheinungen ohne Schmerzempfindung. Bei einem akuten Bandscheibenvorfall muss meist recht schnell chirurgisch eingegriffen werden. Nach einer Bandscheibenoperation schließt sich häufig eine lange Erholungs- und Regenerationsphase an. Sowohl Physiotherapie als auch eine Gewichtsreduktion können helfen, den Heilungsverlauf zu unterstützen.

© 02/2010 

Kleintierklinik Duisburg-Asterlagen

Eva Gerkhardt (praktische Tierärztin)
Sebastian Jawinski (Fachtierarzt für Radiologie und andere bildgebende Verfahren)
Dr. Markus Stolze (Fachtierarzt für Kleintiere)

www.tierklinik-asterlagen.de
 

Fotos  Kleintierklinik Duisburg-Asterlagen